Das Seminar >Teil 1<

Veröffentlicht am 6. April 2025 um 11:00

Melissa und Markus sind auf einem 3-tägigen Seminar. Sie wollen lernen, wie sie ihr neu gegründetes Unternehmen noch besser vermarkten können.  Doch irgendwie läuft das Seminar ganz anders als erwartet. Und dann verschwindet auch noch ihr Mann. Oder war er überhaupt mit dabei?

Als Melissa aufwachte, schien ihr bereits die Sonne ins Gesicht. Sie hatte am Abend vergessen die Jalousien runter zu lassen. Sie spürte die Wärme auf ihren Wangen und musste lächeln.

Das kann nur ein guter Tag werden, dachte sie.

Markus lag nicht mehr neben ihr.  Wahrscheinlich war er schon beim Frühstück. Er war Frühaufsteher und sie Langschläferin. Manchmal wunderten sich beide, wie das funktionierten konnte, aber das tat es.

Sie ging ins Bad und machte sich für das Frühstück fertig. Unten angekommen suchte sie ihren Mann, fand ihn aber nicht im Frühstückssaal.

Vielleicht ist er eine Runde laufen, überlegte sie.

Als er nach einer halben Stunde noch immer nicht aufgetaucht war, fragte sie beim Hotelbesitzer nach.

„Ihr Mann? Der ist vor etwa 40 Minuten laufen gegangen. Kommt sicher wieder gleich, Herzchen.“

Melissa nickte höflich.

Sie nahm ihre Tasche mit den Seminarunterlagen und ging durch die Rezeption nach hinten zum großen Saal. Viele Teilnehmer waren schon da und hatten ihre Plätze vom vorigen Tag in Beschlag genommen. Melissa setzte sich auf ihren Platz und legte die Tasche auf Markus´ Platz.

Als um halb 10 das Seminar begann und Markus noch immer nicht da war, schrieb sie ihm eine Nachricht.

>Wo bist du? Wir starten.<

Melissa sah sich um und bemerkte, dass einige andere Seminarteilnehmer auch noch fehlten. Dann hob sie die Hand.

„Entschuldigung! Ich will nicht stören, aber es fehlen noch einige Teilnehmer. Sollten wir nicht warten?“

Der Referent sah sie lächelnd an. Wobei sie nicht unterscheiden konnte, ob er sie mit dem Lächeln verhöhnte oder er einfach nur dämlich war.

„Machen sie sich keine Gedanken. Die anderen Teilnehmer sind mit meiner Assistentin auf einem Exkurs. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, dass wir die Gruppe etwas teilen. Damit wir uns gründlicher auf euch alle konzentrieren können.“, antwortete er und hatte noch immer dieses Lächeln aufgesetzt.

Er machte weiter. Sprach von ‚eins werden mit der Natur‘ und ‚Besinnung auf weniger‘.

Melissa blickte verwirrt in ihre Unterlagen. Eigentlich sollten sie hier die Themen ‚Unternehmensgründung‘, ‚Selbständigkeit‘ und ‚Marketing‘ besprechen. Sie hob wieder ihre Hand.

„Verzeihung! Ich denke hier liegt ein Missverständnis vor. Hier sollte das Seminar für Unternehmer stattfinden.“

Das Lächeln des Referenten war weg. Jetzt sah er angestrengt und genervt aus.

„Das ist ein Teil davon. Und wenn sie mich nicht wieder unterbrechen, kann ich weitermachen und wir kommen voran.“

Er wandte seinen Blick wieder ab und sprach weiter.

Nach 2 Stunden vollem Programm gab es dann Mittagessen. Melissa und die Teilnehmer gingen alle in den großen Saal.  Auf den Tischen gab es Namenskärtchen für die Teilnehmer. An der linken Seite wurde ein Buffet aufgebaut. Es war nicht sonderlich abwechslungsreich. Gemüsesuppe, Gulasch und Salat. Das Gulasch wurde mit einem Kärtchen als "hausgemacht in der eigenen Metzgerei" angepriesen.

Wo haben die eine Metzgerei?, fragte sich Melissa.

Melissa saß an einem Tisch mit 3 weiteren Teilnehmern. Sie unterhielten sich und waren alle der Meinung, dass das heutige Seminar nicht das war, wofür sie sich angemeldet hatten. Auch der Referent von gestern war nicht mehr hier. Und der Exkurs der anderen Teilnehmer stand nirgendwo im Ablauf. Nach dem Mittagessen gab es noch Kaffee und Kuchen. Melissa beobachtete, wie der Referent mit dem Hotelbesitzer einen Umschlag austauschte und beide sich dabei die Hände schüttelten. Sie warf einen Blick auf ihr Handy. Noch immer keine Nachricht von Markus.

Wo zur Hölle bist du?, überlegte Melissa.

Nach Kaffee und Kuchen ging es dann weiter im Programm. Der Seminarraum war komplett umstrukturiert. Statt den Stühlen lagen am Boden Yogamatten und neben jeder Matte eine kleine Holzschale und ein Glas Wasser.

„Da wir alle gut gespeist haben, werden wir jetzt ein bisschen Yoga machen und dann eine Gedankenreise zu unseren Inneren. Bitte sucht euch eine Matte aus.“

Der Referent hatte wieder sein dämliches Lächeln zurück und Melissa überkam dabei eine Gänsehaut.

Hoffentlich ist dieser Tag schnell vorbei, dachte sie.

Nach 20 Minuten Yoga legten sich die Teilnehmer auf die Matten. In den Holzschalen neben ihnen wurden Kräuter verbrannt – für einen entspanntere Atmosphäre.

„Bitte trinkt jetzt auch das Glas Wasser. Yoga kann sehr anstrengend sein und wir wissen ja, dass wir dehydrieren, wenn wir uns anstrengen. Also, schön brav austrinken.“, sagte er ganz leise und klatschte dabei in die Hände.

Nachdem alle ihr Glas geleert hatten, dauerte es keine 5 Minuten und sie schliefen ein. Sie fielen in einen tiefen Schlaf ohne Träume.

Melissa erwachte erst wieder als es draußen schon dunkel war. Sie fühlte sich aber ausgeschlafen und seltsam fit. Sie blickte sich um. Das Licht im Seminarraum war leicht gedimmt. Die anderen Teilnehmer wurden auch langsam wach. Melissa bemerkte, dass einige fehlten. Einige Yogamatten  waren leer.

„Einen schönen guten Abend, liebe Teilnehmer.“, flüsterte der Referent.

Melissa und die anderen erschreckten. Sie hatte ihn nicht gesehen, denn er saß auf einem Sessel, vorne rechts in der Ecke neben der Leinwand, wo kein Licht war.

Er stand auf und ging langsam durch den Raum.

„Sie sind die Letzten die wach geworden sind. Stehen sie langsam auf. Ihr Kreislauf ist vielleicht noch nicht zu 100 Prozent fit.“

Er reichte den Teilnehmer seine Hand um ihnen beim aufstehen zu helfen. Als er vor Melissa stand und ihr die Hand reichte, zögerte sie kurz. Nahm sie aber dann doch an. Er zog sie mit so einem heftigen Ruck hoch, dass sie stolperte und gegen seinen Oberkörper knallte.

„Entschuldigung.“, stammelte sie.

„Der zweite Tag ist nun vorbei. Geht in eure Zimmer, lasst den Tag nochmal auf euch wirken und schlaft. Morgen geht es dann ins Finale.“

Der Referent legte seine Hände vor der Brust zusammen und verbeugte sich. Dann ging er wortlos. Die Teilnehmer sahen sich alle verwirrt und Achselzuckend an. Melissa sah auf ihr Handy. Keine Nachricht von Markus. Sie packte schnell ihre Sachen zusammen und ging nach oben in ihr Zimmer.

Bitte sei da drin. Bitte sei da drin, ratterte es in ihrem Kopf.

Sie schloss auf, öffnete die Tür und stürmte hinein.

Das Zimmer war leer. Markus nicht da. Neben dem Doppelbett war nur noch ein Koffer, Melissa´s. Sie ging ins Bad. Duschgel, Shampoo, Zahnbürste und Haarbürste. Alles von ihr war da. Die Sachen von Markus, weg.

Nein, nein, nein. Was ist hier los?, dachte sie.

Sie setzte sich auf das Bett und rief Markus an.

>Unter dieser Rufnummer ist uns kein Teilnehmer bekannt.<

Melissa erstarrte. Ihr Herz begann zu rasen. Ihre Handflächen schwitzten. Panik stieg in ihr auf. Was zur Hölle ist hier los? Und wo sind sie da rein geraten?

 

Fortsetzung folgt ...

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Kommentare

Gabriele
Vor 2 Monate

Toll - bin schon gespannt auf die Fortsetzung
🤗😎👍

Susanne Will
Vor 2 Monate

oh mein Gott.Fürchte mich schon etwas vor dem zweiten Teil😱❤️

Florian Th.
Vor 2 Monate

Unglaublich spannend, eine Geschichte mit Gänsehaut Faktor 🤩
Aber auch ein wenig beängstigend 😲

Flo
Vor einem Monat

So cool....freu mich schon auf Teil 2. Finde es toll wie du in der Kürze trotzdem Spannung aufbauen kannst und ich absolut wissen will was dort abgeht und ob sich meine "Befürchtungen" bewahrheiten....weiter so