"Jedes wahre Kunstwerk offenbart ein Stück der Seele seines Schöpfers." - Erich Limpach
Lukasz war gerade einmal 22 Jahre und schon einer der begehrtesten Künstler der Welt. Seine Gemälde sind geprägt von Faszination und Entsetzen.
Die Galeristin Gabrielle macht mit seiner Ausstellung den Fang ihres Lebens. Und Lukasz schafft mit Gabrielle eine weitere Sensation - geprägt von Faszination und Entsetzen zugleich.

„Lukasz, die Ausstellung ist einfach der Wahnsinn! Das wird sie heute alle umhauen!“, schwärmte Gabrielle.
Sie war stolz auf sich selbst. Sie hatte es geschafft, den derzeit angesagtesten Künstler weltweit, nach Wien zu holen.
Lukasz stand neben ihr und lächelte nur höflich. Er war mehr der introvertierte Typ, sprach wenig mit Menschen, aber dafür durch seine Bilder.
„Ich hoffe sie hatten eine angenehme Reise nach Wien?“, fragte ihn Gabrielle.
Er nickte und lächelte.
„Sehr gut. Wenn sie irgendetwas brauchen, lassen sie es mich wissen. Ich besorge ihnen alles was sie wollen!“
Gabrielle zwinkerte ihm zu und ging nach hinten in den Lagerraum.
Lukasz blieb verwirrt in der Galerie stehen und konnte nichts mit ihrem Zwinkern anfangen.
„In zwei Stunden geht es los. Also beeilt euch gefälligst!“, rief Gabrielle quer durch die Galerie.
Die Arbeiter bemühten sich so schnell wie möglich alle Stehtische auf ihre Position zu bringen.
Pünktlich um 15 Uhr kam das Catering mit den Hors d'oeuvres und den Desserts.
Gabrielle scheuchte jeden einzelnen Mitarbeiter herum. Sie wollte heute alles so perfekt wie möglich haben.
Immerhin waren unter den Gästen die prominentesten Leute. Politiker, Nachrichtenredakteure, Leute von der Klatschpresse und alles was Rang und Namen im Show-Biz hatte.
Das war ihre Chance sich heute in der Wiener Hautevolee einen Platz zu verschaffen.
„Nein, der Champagner bleibt nicht hier vorne stehen. Sind sie wahnsinnig? Ich will doch nicht, dass die Leute sich selbst bedienen. Der Fusel kostet immerhin haufenweise Kohle!“
Gabrielle war genau in ihrem Element.
„Stört es sie, wenn ich mich nochmal kurz ins Hotel zurückziehe und mich frisch mache?“
Lukasz flüsterte und Gabrielle erschreckte an seinem Atem bei ihrem rechten Ohr.
„Natürlich! Natürlich! Seien sie nur wieder pünktlich um 17 Uhr hier. Sie wollen doch nicht ihr eigenes Event verpassen?“, lachte sie.
Lukasz sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Natürlich nicht.“
Als er in seinem Bett in der Penthouse-Suite lag verzog er seine Mundwinkel.
Er hasste Schleimer wie Gabrielle.
Er wusste, dass sie keinen blassen Schimmer von seinen Kunstwerken hatte. Mit wie viel Liebe und Leidenschaft er oft wochenlang daran arbeitete. Es war äußerst schwierig das perfekte Motiv zu finden. Oft spazierte er stundenlang durch Städte und Dörfer um sich inspirieren zu lassen. Es war jedes mal ein enormer Kraftakt für ihn.
Es gab sehr wenige Leute, die seine Kunst schätzten. Er erkannte diese Menschen daran, wie sie seine Gemälde ansahen. Sie waren fasziniert und entsetzt zu gleich. Manche Bilder verkaufte er an private Sammler und für manche Kunden fertigte er Unikate an.
Es klopfte an der Tür zu seinem Schlafzimmer.
„Ja, bitte?“, antwortete er genervt.
„Ich bin es. Deine Schwester.“
Lukasz stand auf öffnete ihr die Tür. „Was willst du?“
„Ich habe ein Paket für dich. Ist von einem Bewunderer. Willst du es dir jetzt ansehen?“
Lukasz schüttelte den Kopf. „Keine Zeit. In einer Stunde geht die beschissene Ausstellung los“.
Er verschwand in das separate Badezimmer und machte die Dusche an.
Es war nicht das erste Mal, dass er ein Paket oder ein Geschenk bekommt. Er hatte einige Bewunderer und diese Menschen zeigten ihm hin und wieder wie sehr sie für seine Kunst brannten.
„Okay, bin fertig. Lass uns gehen.“
Lukasz hatte seinen Ausstellungsanzug an. So nannte er ihn. Normalerweise lief er in Jogginghose und Sweatshirt herum und trug dazu noch eine Baseballkappe. Aber seine Schwester bestand darauf, dass er sich zumindest bei seinen öffentlichen Auftritten wie ein Mensch kleiden sollte.
Um kurz vor 17 Uhr standen beide dann in der Galerie. Gabrielle rannte nach wie vor hysterisch herum und schrie die letzten Anweisungen quer herum.
„Ich hoffe die Bilder hängen in der richten Reihenfolge, Lukasz?“, fragte sie ihn.
Er schloss seine Augen, drehte den Kopf angestrengt von rechts nach links und seufzte.
Seine Schwester gab ihm einen Stoß mit dem Ellbogen.
„Sei nicht so herablassend. Die Frau zahlt ein scheiß Vermögen für die nächsten 5 Stunden“, flüsterte sie ihm zu.
„Ja, Gabrielle! Es ist alles wunderbar. Du hast das wirklich alles reizend gemacht. Ich freue mich, dass ich und meine Schwester hier sein dürfen!“
Lukasz umarmte Gabrielle ganz fest.
Jetzt war es seine Schwester, welche die Augen verdrehte.
„Du sollst nicht so herablassend sein!“, fauchte ihn seine Schwester an als sie Gabrielle wie ein kleines Kind davon hüpfen sahen.
„Diese Frau ist komplett inkompetent und sie nervt. Ich kann sie nicht leiden.“, seufzte Lukasz.
„Außer … „ Lukasz sah verträumt auf sein letztes Gemälde. Er schloss seine Augen und versetzte sich in die Euphorie zurück, als er es anfertigte.
„Außer was?“, unterbrach ihn seine Schwester.
Er deutete auf das Gemälde vor ihnen.
„Ich kann mir sie sehr gut als Motiv vorstellen.“, sagte er grinsend.
„Also, die Ausstellung kann beginnen!“, kreischte Gabrielle und unterbrach die beiden abrupt.
Sie ging zur Tür, öffnete sie und herein kamen an die 150 Leute. Nach den 150 Leuten kamen dann noch etwa 20 Leute mit Kameras, Mikrofonen und Diktiergeräten. Und alle wollten sie zu Lukasz, den 22-jährigen Ausnahmekünstler.
Der hatte sich aber rechtzeitig und ziemlich schnell in den Lagerraum nach hinten verzogen. Interviews und Beweihräucherungen von weiteren ahnungslosen Idioten hielt er immer für Zeitverschwendung. Es waren immer dieselben Fragen: >Wie kommen Sie auf Ihre Ideen?< >Haben Sie eine Muse?< >Wie fühlt sich das mit 22 Jahren an, so ein riesiger Erfolg?<
Sie über 4 Jahren übernahm seine Schwester die PR, das Marketing, die Verträge und die Interviews. Lukasz vor die Kamera zu bringen, war ein Ding der Unmöglichkeit.
Die Presse war in etwa für 30 Minuten eingeladen. Dann mussten sie die Galerie verlassen. Teil des Vertrages. Nach dem Verschwinden der Presse, sammelte seine Schwester alle Handys, Kameras und alles womit man Fotos oder Videos machen konnte, ein. Auch ein Teil des Vertrages.
Nach einer Stunde lies er sich dann in der Galerie blicken. Unterhielt sich mit vielen Leuten. Hörte sich Beweihräucherungen an und beantwortete dämliche Fragen. Der Presse konnte er entkommen. Den zahlenden Kunden nicht.
Die Ausstellung war wie immer ein voller Erfolg. Von den 25 Bildern gingen 21 weg. Die anderen vier waren schon vor Veröffentlichung privaten Gönnern versprochen.
Es waren lange Stunden in denen er die Galerie auf und ab ging. Von Politiker zu Politiker und von Investor zu High-Society. Er war gerade dabei genervt zu gehen, da sah er bei einem seiner Gemälde eine Frau stehen. Sie hatte lange, rote Haare und trug ein elegantes schwarzes Kleid mit knallroten Pumps.
Er wurde neugierig und schlich sich leise an die Frau ran.
„Ist das Blut?“, fragte sie ihn.
Er war erstaunt, dass sie ihn kommen hörte.
„Ihre Schwester hat mir gedeutet, dass sie auf mich zukommen.“
Die Frau deutete mit ihrer linken Hand nach rechts zum Eingang der Galerie. Dort stand seine Schwester, lächelte und winkte den beiden.
„Ich dachte schon sie können hellsehen.“, lachte Lukasz.
„Also. Ist das echtes Blut das sie bei ihren Bilder verwenden?“, fragte sie ihn erneut. „Und die Zöpfe? Kunst oder echt?“
Sie war neugierig und hatte einen ganz anderen Geruch als die restlichen Menschen hier. Nicht aufdringlich. Ganz sanft, wie eine schwache Brise Wind. Natürlich. Nichts Chemisches.
„Natürlich ist das echtes Blut. Und natürlich sind das echte Haare.“, sah er sich ernst an.
„Ich stalke meine Motive wochenlang. Lerne etwas über ihre Routinen, was sie essen, wo sie essen, was sie trinken. Und wenn ich mir dann sicher bin, bekommen sie eine Einladung von mir zum Essen. In einem Zimmer spritzt ihnen meine Schwester dann ein Betäubungsmittel. Dann zerlegen wir den Körper, fangen das Blut natürlich auf und skalpieren den Kopf.“, sprach er trocken weiter.
Die Frau fiel sofort in lautes Gelächter und tätschelte seine Schulter.
„Eines muss man ihnen lassen. Dafür, dass sie immer sagen, sie können mit anderen Menschen nicht, haben sie einen wirklich guten Humor.“, sagte sie. „Danke für die Aufheiterung und schönen Abend noch.“
Dann verließ sie kopfschüttelnd die Galerie.
„Was war das, Lukasz?“
Seine Schwester tauchte hinter ihm auf und kniff ihm in den Oberarm.
„Au, du tust mir weh!“, fauchte er sie an.
Sie zerrte ihn in den Lagerraum und schloss die Tür.
„Hast du sie noch alle? Wieso sagst du das zu der Dame? Was wenn sie das weitererzählt?“
„Mach dir nicht ins Hemd, Schwesterlein. So eine Geschichte würde niemand glauben.“, grinste er.
Nach 5 Stunden schloss Gabrielle die Ausstellung und warf alle Gäste hinaus.
Die Veranstaltung war mehr als ein Erfolg. Lukasz und seine Schwester waren auch sichtlich zufrieden.
„Sie haben das sehr gut gemacht, Gabrielle.“, sagte Lukasz. „Haben sie noch Lust auf einen Drink mit mir und meiner Schwester bei uns im Penthouse?“
Gabrielle wurde leicht rot. „Ja, sehr gerne. Ich muss hier nur noch abschließen. Dann komme ich nach.“
Das war ihre Chance. Jetzt hatte sie die Eintrittskarte zu den wirklich reichen und vermögenden Leuten. Mit Lukasz hatte sie sich die Tür geöffnet für andere erfolgreiche Künstler. Sie würden alle bei ihr ausstellen wollen.
Um kurz vor 23 Uhr sperrte sie die Galerie zu und machte sich auf dem Weg zu Lukasz.
Das Hotel war nur 5 Querstraßen weiter, also ging sie zu Fuß. Sie wusste, dass er lange Anfahrten zu den Galerien hasste, also nahm sie das teuerste hier. Nach diesem Erfolg war das aber finanziell kein Problem mehr.
Im Hotel angekommen, meldete sie sich beim Portier an und fuhr mit dem Lift ganz nach oben. Sie bekam einen extra Schlüssel für den Lift. Nur damit konnte man das Penthouse betreten. Sie war leicht nervös. Mit solch vornehmen Personen hatte sie noch nie zu tun. Im Spiegel kontrollierte sie nochmal ihre Haare und das Make-up. Alles saß perfekt.
Als der Lift die Tür zum Penthouse öffnete, lies sie einen Schrei los.
Lukasz beugte sich gerade über eine nackte Frau mit knallroten Haaren und schnitt ihr diese vom Kopf.
Der Körper lag auf einer riesigen Plastikplane und überall war Blut vom zersägten Körper der Frau.
Gabrielle rang nach Luft und drückte panisch irgendwelche Knöpfte im Lift.
„Halt sie auf, Schwesterlein.“, sagte Lukasz ohne den Blick von der Leiche abzuwenden.
Kurz bevor sich die Tür des Aufzugs schloss, griff eine Hand dazwischen und die Tür ging wieder automatisch auf. Seine Schwester grinste Gabrielle freundlich an. Dann zog sie den Schlüssel aus dem Schloss und zog Gabrielle am Armgelenk in die Suite.
Gabrielle versuchte sich loszureißen, aber Lukasz' Schwester stach ihr mit einer Spritze in den Hals.
Das letzte was Gabrielle hörte war >Sie werden ein bezauberndes Gemälde, Gabrielle!<
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Kommentare
Bei der nächsten Ausstellung werde ich genauer die Bilder betrachten 😂👌
Voll cool 😎 die Story 👍🙌
😱 arge Geschichte.Gefällt mir.
Ein Gemälde der anderen Art 😜😊🤫 wieder eine sehr sehr gelungene Ausstellung 😱🤫 du begeisterst von Woche zu Woche mit deinen Geschichten einfach großartig 🤩
Uhaaaa 🤯